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Ansicht Hinterhaus Peter Haimerl . Architektur Häuser
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Ansicht Hinterhaus Peter Haimerl . Architektur Häuser

Erinnere dich in die Zukunft, Fred!

Sanierung des denkmalgeschützten Penzkoferhauses und Neubau

des alten Rückgebäudes, Viechtach

 

Errichtet wurde das Penzkoferhaus, das älteste noch erhaltene Gebäude Viechtachs bei der Marktgründung im 13. Jahrhundert. 1717 erstmals urkundlich erwähnt, wurde das Haus, auf dem das Marktschreiberrecht ruhte, zwischen 1730 und 1790 von mehreren Marktschreibern bewohnt. 

Seit dieser Zeit ist das Haus innen nicht mehr umgebaut worden, auch der letzte Bewohner Alfred Penzkofer, der dort einen Kramerladen bewirtschaftete, war allen Neuerungen abgeneigt.

In den Hinterhof mit Rückgebäude gelangt man durch ein straßenseitiges großes rotes Holztor und die von einem Tonnengewölbe überspannte Passage. Der introvertierte Hinterhof ist vollständig von Mauern umgeben, bewachsen, vergessen.

Die Zeit war stehen geblieben hinter der taubenblauen Blendfassade, hinter den Fenstern mit den Seerosenblenden, im Laden unter der Gewölbedecke hinter dem roten Schaufenster aus getriebenen Blech. Bis Ende der 1990er Jahre gab es dort Gemischtwaren und Lebensmittel, es roch nach Brathering, Schnupftabak und Sauerkraut.

Kurz vor dem vollkommenen Zerfall wurde das Ensemble 2010 gerettet.

 

Erinnere dich in die Zukunft, Fred!

 

Das barocke Vordergebäude mit seinen gotischen Elementen wurde denkmalgerecht renoviert und dabei modernisiert. Das Rückgebäude wurde abgerissen und an seiner Stelle wurde ein Neubau errichtet. Das ursprüngliche 30° Dach wurde zu einem 45° Dach, vor– und zurück springende, fraktal anmutende Betonbahnen bilden Fassade und Dach. 

Zwei verschiedene Bereiche der Raumzeit werden durch die Passage mit dem Tonnengewölbe miteinander verbunden:

Steht man beiderseits an den Ausgängen dieser Passage, ist eine Reise in die Vergangenheit, wie auch in die Zukunft möglich. In der Passage, auf die Spiegelungen des Altbaus im Neubau zuschreitend, fließen die Zeiten ineinander. Leise vor und zurück tänzelnd reißen die Fassadenbänder auseinander. In ihren Öffnungen bildet sich das Alte ab, verspiegelte Fensterflächen zeigen den Altbau. Das Neue spiegelt das Alte und nimmt es in sich auf. Das Neue vervollständigt sich erst durch das Alte.

Seit ca. 50 Jahren verlassen Bewohner von Kleinstädten ihre Stadtwohnungen und ziehen in Einfamilienhaussiedlungen am Rande der Stadt. Große Teile der alten Stadtkerne mit ihren ehemaligen Repräsentationsbauten stehen nun leer und der über Jahrhunderte gewachsene Lebensraum Stadt droht zur Konsumkulisse zu verkommen. Dabei sind gerade die alten Bürgerhäuser von hohem ästhetischen Wert – bisher wird die architektonische Qualität und die Attraktivität von Altbauten aber leider nur in Großstädten erkannt. 

 

Das nach seinem letzten Besitzer Fred Penzkofer benannte Ensemble Penzkoferhaus in Viechtach zeigt eindrucksvoll, dass die frühere Bürgerschaft auch in abgelegenen Gebieten wie dem Bayerischen Wald Anschluss an die damalige Gesellschaft gehalten und selbst Ihren Beitrag zur kulturellen Entwicklung geleistet hat.

 

In Anerkennung dieser kulturellen Leistung wurde das alte, denkmalgeschützte Vorderhaus unter der Vorgabe „maximaler Substanzerhalt“ saniert. Dabei hat sich gezeigt, dass die Grundrissaufteilung des alten Gebäudes mit seinem Laden im Erdgeschoss und seiner großräumigen Wohnung im Obergeschoss die modernen Ansprüche von Verkaufen und Wohnen bestens erfüllt. Das historisch unbedeutende Rückgebäude wurde abgerissen und durch ein zeitgemäßes, modernes Wohnhaus ersetzt . Die fraktal anmutenden Fassadenbänder sind im räumlichen Dialog mit dem Vor- und Zurück des denkmalgeschützten Baus und spiegeln diesen in großflächigen Fenstern. Großzügige Räume und eine Dachterrasse inmitten einer vielfältigen Dachlandschaft mit Blick in die Hügelketten des Bayerischen Waldes erfüllen alle Ansprüche an modernes Wohnen.

Das Penzkoferhaus mit seinem Vorder- und Rückgebäude ist ein Beispiel dafür, dass das Wohnen in der Stadt, v.a. in alten Gebäuden gerade heute wieder attraktiv für alle Generationen geworden ist. In den alten und neuen Bürgerhäusern werden Erinnerungen an ein vorhergegangenes städtisches Leben wach.

 

Erinnere dich in die Zukunft, Fred!

Credits: Edward Beierle
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