Haus für Julia und Björn, Innauer-Matt Architekten ZT GmbH Innauer-Matt Architekten ZT GmbH Arbeitszimmer im Landhausstil
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Den Ort verfeinern

Geradewegs geht es aus dem Ortszentrum hinaus, stetig bergan, bis eine Böschung zum scharfen Richtungswechsel zwingt. Eine alte Linde markiert die Wegegabelung, ein alter Nussbaum zeugt noch von der bäuerlichen Nutzung. Ansonsten haben in den vergangenen Jahrzehnten Wohnhäuser den Platz der Bäume eingenommen. Nur das Grundstück an der Wegegabelung, steil und schmal zwischen Linde und Nussbaum, mit dem Weg oberhalb, blieb frei – zu schwer zu bebauen. Und doch: Was nun dasteht, scheint hierher zu gehören. Ein langer Baukörper ist zwischen die alten Bäume gespannt. Er ist nicht sehr tief, folgt den Höhenlinien und nutzt das abfallende Gelände. Ein wenig gleicht der Weg ins Haus dem Weg hier hinauf – Gerade und Kehre im Wechsel. Man betritt das Haus im Obergeschoss, wendet sich nach links in einen lichtdurchfluteten Eingangsbereich. Eine spalierartig gesäumte Treppe weist den Weg ins Erdgeschoss. Der ebenfalls von hier abgehende Flur verengt sich im Dämmer und macht deutlich: privat – Schlafräume mit Bad. Die einläufige Treppe ins Erdgeschoss endet auf einem Podest, die Richtung ändert sich abermals und man kommt an im Lebensraum: Essen, Kochen, Wohnen, Heizen. Nach Osten und Westen öffnen sich ebenerdige Freisitze unter den Laubbäumen, ein lang gestrecktes Fenster mit Sitzbank gibt den Blick in das Bergpanorama des hinteren Bregenzerwaldes frei. In der Mitte des Hauses unterteilt ein Ofen den langgestreckten Wohnraum. Von hier wird das Haus geheizt. Ein effizienter Stückholzofen besorgt Warmwassererzeugung und Beheizung, den Rest erledigt die Sonne. Die Längsausrichtung des Hauses wird je Geschoß durch eine „dienende“ Wand-Zone unterstrichen. Sie trennt Wohn- und Nebenräume. Ihre räumliche Tiefe zeigt sich in Nischen und reliefartigen Ausbuchtungen. Mobiliar und Dielenböden aus massiver Fichte, im eigenen Wald geschlagen, stehen hier im Wechsel mit handwerklich gefertigten, Putzoberflächen aus hellgrauem Marmormehl. Ein Haus, das in seiner klaren Schichtung entlang dem Hang wenig mit der Struktur des Bregenzerwälder Bauernhauses gemeinsam hat. Wieso auch, wo doch die Hausfrau im Ort erfolgreich in Mode macht, während der Hausherr ein Grafikbüro betreibt. Mithin ein bürgerliches Haus, und als solches hat man in Egg seit einem Jahrhundert eigene Bauformen gesucht. Zahlreich sind im Ort die verzierten, geschmückten Bauten im sogenannten Chalet-Stil. Ohne dies wörtlich übernommen zu haben, ist die Erscheinung des Hauses über das bloß Nützliche hinausgetrieben. Ein Gewebe aus Holzleisten umhüllt den Baukörper. Witterungsschutz, aber eben doch mehr – ein Kleid, fein gewebt, verhüllend wie enthüllend. Es sind Feinheiten, etwa die hervorstehenden Fensterleibungen, weiß geölt oder Rhythmus und Proportionierung der Fassade. Und doch weiß das Haus, wo es steht, weiß sich zu benehmen als ein Haus auf dem Land. Der Schmuck bleibt dezent und verliert nichts dadurch, dass das Haus klar geschnitten ist, ein steiles Dach hat und sich so praktische Dinge leistet wie Dachüberstände…

Daten
Objekt Haus für Julia und Björn Ort 6863 Egg, Vorarlberg, Österreich Eigentümer Julia Behmann u. Björn Matt Architekt Innauer-Matt Architekten, 6870 Bezau www.innauer-matt.com Statik ZTE Leitner, Schröcken Bauleitung Jürgen Haller, Mellau Planung (Zeit) 02 2011 – 08 2012 Ausführung 09 2012 – 08 2013 Wohnnutzfläche 148m2 Keller 43m2 Grundstücksgröße 845m2 Bauweise Erdgeschoss: Massivbau Stahlbeton, Dämmung, Holzfassade Obergeschoss: vorgefertigter, gedämmter Holzelementbau, Holzfassade, Holz aus eigenem Wald Innenausbau Handgearbeiteter Putz mit Marmormehl Einbaumöbel 3Schicht-Massivholzplatten Fichte Holztäfer Weißtanne sägeroh, Fußböden Dielenböden Massivholz Fichte, Oberfläche geseift, Holz aus eigenem Wald Trockenaufbau ohne Fußbodenheizung Teilbereiche mit Heizestrich geschliffen Heizung Ganzhausofen zur Warmwassererzeugung und Heizung Solarkollektoren zur Heizungsunterstützung Wärmeverteilung über Ofen, Wandheizung und Heizestrich Fenster Holzfenster Fichte, 3-fach Verglasung, Holz aus eigenem Wald Fassade Holzschirm Weisstanne, kreuzweise verlegt, Holz aus eigenem Wald Dach Dacheindeckung Eternit dunkelgrau Energiekennwert 20kWh/m2a Fotograf Adolf Bereuter, Dornbirn

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