Haus Sumiswald, Translocal Architecture Translocal Architecture Minimalistische Häuser
Haus Sumiswald, Translocal Architecture Translocal Architecture Minimalistische Häuser

Inmitten der Hügellandschaft des Emmentals liegt Sumiswald – eine Gemeinde, deren Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen und die sich heute unter dem Slogan „Fortschritt hat Tradition“ präsentiert. Das Ortsbild ist geprägt von sattelbedachten Einzelbauten, die sich traditionell zu Weilern und Hausgruppen zusammenfinden und wie selbstverständlich beieinander stehen.

Das Grundstück für das Wohnhaus befindet sich kurz hinter der Ortseinfahrt an der Kantonstrasse. Wenngleich das Gesamtareal mit 2500 qm auf den ersten Blick gross erscheint, relativiert sich dieser Eindruck bei Betrachtung der notwenigen Abstandsgebote und unter Berücksichtigung des Wunsches, aus Gründen des Lärmschutzes in zweiter Reihe zur Strasse zu bauen. Der Waldabstand nach Norden, der nachbarliche Grenzabstand und die feuerpolizeiliche Mindestdistanz zum bestehenden Bauernhaus reduziert die bebaubare Fläche auf ein Minimum von knapp 70 qm. Hinzu kommt die archäologische Schutzzone des Burgbüel, der nach heutigen Erkenntnissen Stammsitz der Freiherren von Sumiswald gewesen ist. Dieser ist zwar im Besitz der Grundstückseigentümer, durfte jedoch aus konservatorischen Gründen nicht bebaut werden. Nichtsdestotrotz war es ein besonderes Anliegen des Bauherrenpaares, das grosse Plateau auf der Kuppe des Hügels als Garten und Freisitz in den Lebensalltag einzubinden. Dies führte schon früh zum Entschluss, das Haus gleichsam als Treppe zu verstehen, die das Eingangsniveau am Fuss des Burgbüels mit dem Garten auf dessen Kuppe verbindet.

Der Fussabdruck des Hauses entspricht in etwa dem maximal möglichen Baufeld. Pro Etage kann neben der durchgehenden Treppe ein Zimmer sowie ein zusätzlicher Nebenraum untergebracht werden. Dennoch wirkt der Innenraum an keiner Stelle beengt, was durch die südseitige Aufweitung des fünfeckigen Grundrisses und die geschossübergreifenden Lufträume begünstigt wird. Die umlaufenden Fenster gestatten jedem Raum einen Ausblick in mehrere Himmelsrichtungen, wodurch die Sonne das Haus erlebbar umwandert und im Tagesverlauf vielfältige Lichtstimmungen schafft.

Das Raumprogramm ist gestapelt und bietet im Eingangsgeschoss ein Büro, in der ersten Etage das Zimmer des Sohnes, darüber den Wohn-, Ess- und Küchenbereich und im Dach das Schlafzimmer der Bauherren. Alles wird verbunden durch die von unten nach oben durchgehende Bibliothek, die mit der hölzernen Treppe zu einem Möbel zusammenwächst. Die Materialisierung des Hauses wurde auf wenige, weitgehend unveredelte Komponenten reduziert. Der Sichtbeton in der Fassade und in den Decken wird durch weiss geputzte Wände und einen einfachen Bodenanstrich ergänzt. Demgegenüber steht die Lebendigkeit und Wärme des Fichtenholzes, das sich vom Eingangs- zum Dachgeschoss durch das Gebäude zieht. Eine einfache Brücke aus verzinktem Stahlblech verbindet das oberste Geschoss mit dem Garten, der einen grossartigen Weitblick über das Emmental bietet.

Das Baureglement der Gemeinde gestattet eine zweigeschossige Bebauung plus Satteldach. Um allerdings die Höhendifferenz des Burgbüel von 9 m weitestgehend im Haus zu überwinden, bedurfte es einer zusätzlichen Etage, die sich im Eingangsgeschoss realisieren liess. Aufgrund der ansteigenden Topographie ist der Grossteil der Eingangsebene eingegraben, wodurch diese als Untergeschoss angesehen wird und nicht auf die Geschossigkeit angerechnet werden muss. So entsteht durch das minimale Baufeld und die maximale Höhenausnutzung ein Wohnhaus, das vielmehr als Turm erscheint. Nicht nur, dass es trotz der eigenständigen Erscheinung dem Baureglement vollständig entspricht, verbindet es sich ganz vorzüglich mit dem bestehenden Ortsbild, was bereits im Rahmen der Baueingabe durch den Berner Heimatschutz bekräftigt worden ist – eben Fortschritt durch Tradition.

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