Schnitt KITZMANN ARCHITEKTEN
Schnitt KITZMANN ARCHITEKTEN

Bauaufgaben an einem Ort wie diesem sind für Architekten eine besondere Herausforderung. Hier ging es um die Entwicklung einer gleichermaßen anspruchsvollen wie zurückgenommenen kleinen Form für eine Arztpraxis mit einer davon getrennten Wohnung auf einem eigentlich als unbebaubar geltenden Grundstück. Es ist schmal, winkelförmig, liegt in einer räumlich ungelösten Situation kurz vor dem spitzwinkligen Zusammenfluss zweier Straßen und wird von einer großen, geschützten Weißbuche dominiert. Sie bestimmte den Entwurf und überragt nun mit ihrer Krone das Haus, das, technisch aufwendig vorbereitet, um sie herum gebaut wurde.

Der flache, zweigeschossige rote Klinkerbau mit vollständig nutzbarem Kellergeschoss erscheint kompakt. Die zur Straße weisende Stirnseite erhielt zwei zeichenhaft gesetzte Öffnungen und ein seitlicher Einschnitt darin leitet über zu den beiden tief zurückgezogenen Eingängen. Dieser plastisch ausgebildete Rücksprung wurde nicht willkürlich gesetzt, sondern ist zentimetergenau dem Schutz des Wurzelbereichs des Baumes geschuldet. Zugleich verdeutlicht er sinnbildhaft das Entwurfsprinzip, den monolithischen Klinkerblock durch Einschnitte und Rücksprünge zu formen.

Die Gestalt und die Proportionen des Hauses, sein harter, im Licht gänzender Stein, in den die sturzlosen, bodentiefen Fenster mit Metallgewänden scharfkantig hinein gestellt wurden, eine Übereck-Verglasung in der Wohnung im gestaffelten Obergeschoss oder der konsequente Verzicht auf jedes Ornament erweisen der klassischen Moderne ihre Referenz. Dazu gehört auch die Gestaltung der Innenräume mit dunklen Holzfußböden, raumhohen Glastrennwänden mit hellen Eichenholzrahmen und Einbauschränken. Das Funktionalitätsprinzip prägt den Entwurf durchgängig und wird außen wie innen bis in jedes Detail gewahrt. Es folgt nicht einer abstrakten ästhetischen Idee, sondern reagiert auf die komplexen, teilweise divergierenden Bedingungen des Ortes und findet so zu einer eigenen, gegenwärtigen Aussage. Nicht trotz, sondern wegen dieser bedingten und gewünschten modernen Eigenart tritt das Haus in einen freundlichen Dialog mit seiner vielgestaltigen, in Jahrzehnten gewachsenen Nachbarschaft und öffnet sich ihr.

Bauwerk des Jahres 2007, AIV Hamburg

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