Anbau innen wilhelm und hovenbitzer und partner Minimalistische Wohnzimmer
Anbau innen wilhelm und hovenbitzer und partner Minimalistische Wohnzimmer

Man kann dem Alten nur gerecht werden, indem man ihm etwas radikal Neues entgegenstellt.

Im Zuge der notwendigen energetischen Sanierung eines kleinen Siedlungshäuschen aus den 50er Jahren ergab sich der Anlass, die heimeligen Zimmer um einen offenen architektonschen Raum zu erweitern. Hiermit wurde nicht nur funktional ein notwendiger Gästebereich im Hanggeschoss geschaffen, sondern auch dem alten Haus eine neue Raumqualität hinzugefügt. Als Erweiterung des Wohnens entstand im Erdgeschoss ein Salon, ein Raum, der einen Kommunikations- und Empfangsraum jenseits einer festgelegten Funktion bildet.

Das alte Haus wurde mit sorgfältigen Details weitgehend in seinem Charakter erhalten, alle Baumassnahmen wie die gesamte energetische Sanierung der Gebäudehülle (Isolation von Dach, Wänden (16 cm Mineralwolle), isolierverglasten Holzfenstern und Türen, Erneuerung der Heizungsanlage mit Solarthermie) entsprechen neusten Energiestandards, ohne die ursprüngliche Erscheinung zu entstellen. Farb- und Materalwahl, bis hin zu den gewählten Putzstrukturen sind bewusst und präzise im Geist der Zeit der Erstellung des Gebäudes gewählt, bzw. rekonstruiert.

Ganz anders der Anbau. Er ist Teil der energetischen Sanierung des Altbaus, da er die Funktion der Wärmedämmung einer der vier Aussenfassaden des Altbaus übernimmt. Mit optimaler Dämmung (20 cm WDVS und dreifach isolierverglasten Fenstern) bessert er darüberhinaus in der Gesamtbilanz den Energiestandard des Altbaus auf, so dass auch dort eine Qualität nach KfW 100 über die ENEV hinaus erzielt wird. Im gleichen Sinne stellt er ergänzend eine Aufwertung des räumlichen Gefüges des Altbaus dar. Das offene Raumkonzept bildet nicht nur vertikale Bezüge zwischen dem Hang- und Erdgeschoss aus, sondern schafft eine offene und kommunikative Beziehung zwischen Innen und Aussen. Die Farb- und Materialwahl harmoniert mit der des Altbaus, obwohl keine der Farben wiederholt wird. Schwarzrote Töne und Sichtbetonflächen der Aussenfassade kontrastieren den beige und weiss gestrichenen Altbau aussen, Sichtbeton- und glattgeputzte weisse oder mintgrüne Wandflächen die grob abgeriebenen Putzflächen innen.

Insgesamt entsteht eine durch den Anbau eine zeitgenössische Ergänzung der einfachen, bescheidenen und gleichwohl respektablen Architektur der 50 Jahre, die diese in Ihrer Qualität erst augenscheinlich werden lässt und ihr eine einfache, zeitgenössische Form und eine neue, räumliche Qualität hinzufügt. Funktional ermöglicht die Erweiterung des Altbaus eine flexible Nutzung als Einfamilienhaus, Mehrfamilienhaus oder Mehrgenerationenhaus, da die neue Einheit auch als Einliegerwohnung bei wechselndem Raumbedarf wirtschaftlich abgetrennt, bzw. erweiterten Nutzungen zur Verfügung gestellt werden kann.

Mit den Massnahmen wird nicht nur der Bestand substantiell und energetisch zukunftssicher gemacht. Die sorgfältige Erneuerung im Sinne der Entstehungszeit bezeugt und bestärkt auch das baukulturelle Erbe der Nachkriegsjahre. In der Kombination mit dem zeitgenössischen Baukörper wird gestalterisch, architektonisch und städtebaulich dem denkbaren Abriss eine Alternative gegenübergestellt. Es ist ein Beispiel für angemessene und massstabgebende Nachverdichtung der Vorstadtbereiche, setzt dort im Umfeld einen belebenden baulichen Akzent und schafft im Innenraum für den Nutzer ein neues , erweitertes Raumgefühl. Die Geborgenheit stiftenden, geschlossenen Zimmer der 50er Jahre Architektur werden um einen Raum ergänzt, der zu Beginn des neuen Jahrhunderts die veränderte Offenheit, Kommunikation und Freiheit des Individuums und der Gesellschaft zum Ausdruck bringt. Der wahre Luxus der Architektur unserer Zeit ist Raum.

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