Warum einen Rohbau abreißen, wenn dieser noch völlig intakt ist? Diese Frage stellten sich die Architekten von Brandlhuber+ Emde, Schneider, die sich auf die Umnutzung von bestehenden Gebäuden spezialisiert haben. In der Nähe von Berlin, am Krampnitzsee, sorgten sie mit dem Umbau eines ehemaligen Stofflagers zu einem Wohnhaus nicht nur national, sondern auch international für Furore. Der mutige Schritt hat sich jedoch gelohnt, denn das Büro erhielt die Anerkennung des Deutschen Architekturpreises 2015.
Absolut unkonventionell präsentiert sich die Ansicht des Wohnhauses, die anstatt eines fertig gestellten Wohnhauses vielmehr wie eine Übergangslösung wirkt. Gemeinsam mit vielen Künstlern schuf der Architekt Arno Brandlhuber ein Wohnhaus, das völlig aus dem Rahmen fällt. Die erste Etage des Hauses bewohnt der Architekt selbst, im Erdgeschoss finden sich Ateliers für befreundete Künstler. Mit dem Bau wurde eine verkehrte Ästhetik geschaffen, die den Gedanken der Nachhaltigkeit unterstreicht und dem stetigen Streben nach Perfektion nun die Stirn bietet – der Beweis, dass es auch anders geht.
Zusammen mit dem Ingenieurbüro Pichler wurde das Konzept des Atelier- und Wohngebäudes erarbeitet. Mithilfe weniger, aber gezielter Eingriffe sollte eine Anpassung an die neuen Nutzungsanforderungen ermöglicht werden. Das einstige Satteldach, das mit Asbest-Wellplatten bedeckt war, wurde abgetragen und gegen ein neues Flachdach ersetzt.
Weitere Anregungen zu Dächern findet ihr in dem Ideenbuch: 10 originelle Dächer
Das gesamte Innere des Hauses wurde entkernt, die nichttragenden Wände des Innenraums wurden entfernt, um ein offenes Raumgefüge zu schaffen. Prägnant sind die bodentiefen Fenster, die vor die klaffenden Öffnungen gesetzt wurden und somit eine spezielle Atmosphäre kreieren.
Die Möblierung besinnt sich auf ein Minimum und präsentiert sich äußerst puristisch. Somit wird ein natürliches Ambiente geschaffen, das wie aus einem Fotografieband wirkt.
Im Obergeschoss wurde ein Funktionskern eingefügt, der aus einem Badezimmer, einer Küchenzeile und einer Sauna besteht. Die Küchenzeile wurde unter der Treppe integriert und ist selbstverständlich aus Beton gefertigt. Davor siedelt sich ein großzügiger Essbereich an. Absolut konträr verhalten sich die Leuchten zu der vorherrschenden Gestalt, die sich mit den Glasperlen und den goldenen Rahmen grundsätzlich unterscheiden.
Die Schlafzone wird von einer raumhohen Gardine umringt. Das transluzente, weiße Textil transportiert Leichtigkeit und lässt eine filigrane Stimmung aufkommen, die von den matten Farben begleitet wird. Durch den Verzicht auf Wände wird ein fließender Charakter hervorgerufen, der dem modernen Wohnen entspricht und Freiheit schafft.
Die Besonderheit des Entwurfes liegt in der Integration unterschiedlicher Temperaturzonen, die sich je nach Jahreszeit anpassen lassen. Das Architekturbüro orientierte sich hierbei an dem Konzept der „Architektur der wohltemperierten Umwelt“. Konträr dazu bilden sich Helligkeitszonen, die auf die funktionalen Bedürfnisse abgestimmt sind.
Auf der gegenüberliegenden Seite ordnet sich ein Kamin an, der die puristische Gestalt, die im gesamten Haus vorherrscht, aufgreift. Links davon führt eine Treppe in die höher liegende Etage, die sich in gleichem Material zeigt und mit deren Hilfe ein stimmiges Gefüge hergestellt wird.
Unser TV-Tipp zum Thema: Ratgeber – Bauen & Wohnen. In der neusten Folge der beliebten Informationssendung wird durch die Räume der Potsdamer Antivilla geführt und das preisgekrönte Haus in seiner Andersartigkeit genauer unter die Lupe genommen. Außerdem im Test: Whirpools für den Garten und Fachmärkte für Bodenbeläge. Also, liebe Heimwerker und Hausbesitzer: Unbedingt einschalten!
Ratgeber Bauen & Wohnen: Dienstag, 21.7. um 18:35 Uhr & Mittwoch, 22.7. um 15:15 Uhr auf n-tv.