Wenn Einfamilienhäuser in die Jahre kommen, hat man als Käufer beziehungsweise Eigentümer drei Möglichkeiten: Entweder entscheidet man sich für einen Abriss und baut von Grund auf neu, man lässt die Immobilie bis zur Unkenntlichkeit komplettsanieren oder aber man wählt einen respektvollen Umgang mit dem Bestand, indem man so viel wie möglich davon fortführt, aufgreift und behutsam modernisiert. Letzteres geschah mit dem Aachener Siedlungshaus, das wir euch heute näher vorstellen wollen. Die neuen Eigentümer beauftragten unsere Experten von Amunt Architekten Martenson und Nagel Theissen BDA mit der Erweiterung sowie strukturellen und energetischen Sanierung des Hauses, um es zum einen so kostengünstig und zum anderen so bestandsgetreu wie möglich an den Raumbedarf einer fünfköpfigen Familie anzupassen.
Bei der Bestandsimmobilie handelt es sich um ein 70 Quadratmeter kleines Siedlungshäuschen mit Klinkerfassade und Satteldach aus den 1920er Jahren, das Teil einer homogen gestalteten Arbeitersiedlung ist. Dieser einzigartige Charakter sollte beibehalten werden, sodass keine supermoderne, avantgardistische Erweiterung infrage kam. Auf der anderen Seite wünschte man sich auch keine stromlinienförmige und glatt eingearbeitete Version, sondern wollte ganz bewusst Wahrnehmungsräume aufbrechen und vertraute Blickmuster sprengen. Bereits von der Straße aus betrachtet, wird dies durch den markanten Übergang in der Fassade deutlich. Der angebaute Gebäudeteil ist hier durch die größeren Steine ablesbar und stellt sich sichtbar gegen alles allzu Perfekte und Glattgebügelte.
Im Obergeschoss des Anbaus befinden sich zwei Kinderzimmer. Das Besondere hier: Das Haus wurde bis unter den Giebel geöffnet, sodass einzigartige Schlafemporen unter dem Dach entstanden, welche über Leitern zu erreichen sind. Im oberen Teil des Gebäudes wird der Übergang zwischen Bestand und Anbau durch den dunkelroten Dielenboden deutlich, der restauriert und an notwendigen Stellen ergänzt wurde und sich deutlich von dem hellen Holzboden im Anbauteil abhebt.
Der Blick in eines der neuen Kinderzimmer zeigt einen lichtdurchfluteten, großzügigen Raum, von dem man nicht vermuten würde, dass er sich tatsächlich in einem fast 100 Jahre alten Siedlungshäuschen befindet. Er wirkt modern, freundlich und einladend und bekommt durch die Schlafempore samt Leiter einen ganz besonderen Charme.